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Gnome bewegt sich: Classic-Modus angekündigt
Die Abschaffung des Ausweichmodus von Gnome 3 ist beschlossene Sache. Doch das Projekt will nun einen neuen Modus schaffen, der die Freunde von Gnome 2 zufriedenstellen soll.
GNOME
Gnome 3 in der offiziellen Version
Mehrere Jahre nach dem Beginn der Entwicklung von Gnome 3 scheint sich das Projekt auf seine Benutzer zuzubewegen. Viele Benutzer waren unzufrieden mit dem völlig neuen Bedienkonzept, das Gnome 3 mit sich brachte, und wünschten sich die klassische Oberfläche mit konfigurierbaren Leisten, Applets, Themes und anderem zurück. Daraus resultierten zwei Abspaltungen von Gnome:
MATE entwickelt den Code von Gnome 2 weiter und ist in Version 1.4, zumindest laut den Mint-Entwicklern, erstmals sehr stabil und geht über Gnome 2 hinaus. Fehler, die in Gnome 2 jahrelang existierten, wurden behoben, und fehlende Funktionen wurden hinzugefügt.
Cinnamon dagegen wurde von Linux-Mint begonnen und ersetzt die Gnome-Shell und andere Komponenten durch eine Abspaltung, die die Tradition von Gnome 2 fortsetzt.
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Cinnamon-Desktop von Linux Mint 14
MATE und Cinnamon könnten vor einer neuen Situation stehen, wenn die neuen Pläne von Gnome realisiert werden, die von Matthias Clasen vom Gnome-Veröffentlichungsteam und Vincent Untz vorgestellt wurden. Clasen kündigt mit dem
Classic-Modus nichts anderes als eine offiziell unterstützte Option an, im Wesentlichen zum Aussehen von Gnome 2 zurückzukehren. Gnome sollte nicht länger die Benutzer verärgern, die »den alten Weg« bevorzugen, so Clasen.
Die Basis dafür ist der Erweiterungs-Mechanismus der Gnome-Shell. Es stehen bereits zahlreiche Erweiterungen bereit, die in der Summe der Gnome-Shell ein Gnome-2-ähnliches Aussehen zurückgeben. Die Nachteile dieser Erweiterungen waren bisher, dass es keine Garantie gab, dass sie in einer neuen Version der Gnome-Shell noch funktionieren, und die Benutzer in diesem Fall warten mussten, bis eine neue Version der betroffenen Erweiterung erschien. Außerdem war es schwierig, unter den verfügbaren Erweiterungen, von denen viele eine überlappende Funktionalität haben, die besten zu finden.
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MATE-Desktop von Linux Mint 14
Die Abhilfe besteht laut Clasen darin, eine Anzahl dieser Erweiterungen
offiziell zu unterstützen. Es soll sich um eine minimale Zahl von Erweiterungen handeln, die einige zentrale Elemente der Gnome-2-Oberfläche zurückbringen: ALT-TAB, Taskleiste, Buttons zum Minimieren und Maximieren von Fenstern und das Hauptmenü. Diese Erweiterungen sollen zusammen als offizielles Gnome-Modul veröffentlicht werden. Wie dieser »klassische Modus« aktiviert werden soll, ist noch nicht entschieden. Es könnte eine Einstellung im (allerdings inoffiziellen) gnome-tweak-tool oder etwas anderes sein. Auch der Name ist wohl noch nicht endgültig, da Ubuntu bereits die Gnome-Shell zur Unterscheidung von Unity als »Gnome Classic« bezeichnet und die gleiche Bezeichnung für zwei unterschiedliche Dinge nicht wünschenswert wäre.
Mageia
Old School: Gnome 2
Die Gnome-Shell selbst soll keine Einstellungen für den Classic-Modus erhalten, da Gnome weiterhin der Ansicht ist, dass eine einheitliche, wohldefinierte Oberfläche das Ziel ist. Einige Aspekte von Gnome werden in Zukunft weitergehend konfigurierbar sein, aber das soll sich auf Dinge wie Barrierefreiheit und Suche beschränken. Nachdem die Entwickler von Gnome und Cinnamon miteinander gesprochen haben, wird Cinnamon wohl eigenständig bleiben und nicht als Alternative in Gnome integriert.
Vincent Untz bestätigt diese Pläne und ergänzt, dass es zusätzlich Verbesserungen in llvmpipe geben soll, um die Langsamkeit des Software-Renderings etwas abzumildern. Außerdem soll ein Modus für reduzierte Ressourcen entstehen, der genutzt wird, wenn nur Software-Rendering zur Verfügung steht. In diesem sollen die meisten Animationen entfallen.
Viele dieser Verbesserungen sollen in Gnome 3.8 Einzug halten, wenn möglich; einige davon werden vielleicht erst in Gnome 3.10 fertig.
Abschließend weist Untz noch darauf hin, dass der Ausweichmodus nun zwar offiziell verschwindet, die von diesem verwendeten Komponenten gnome-applets, gnome-panel, gnome-screensaver, metacity, notification-daemon, polkit-gnome usw. aber nicht notwendigerweise sterben müssen. Wenn sich Leute finden, die diese Komponenten pflegen, können sie auch weiter verwendet werden, auch wenn sie nicht mehr in Gnome-Veröffentlichungen enthalten sind. Untz selbst pflegte bisher das gnome-panel, dies wird er allerdings jetzt einstellen. Untz ermutigt Interessierte dazu, diese Komponenten zu übernehmen und daraus eine eigene Desktopumgebung zu formen, die eine andere Vision als Gnome haben kann. Beispielsweise könnte MATE sich mit diesen Komponenten erneuern, denn das Projekt baut auf allmählich veraltenden Technologien auf, die irgendwann zu ersetzen sind.