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Do, 2. November 2017, 15:00

Der Open Source Summit 2017 in Prag

Neha Narkhede

Hans-Joachim Baader

Neha Narkhede

Reuben Paul

Hans-Joachim Baader

Reuben Paul

Jono Bacon

Hans-Joachim Baader

Jono Bacon

Die erste Keynote-Rede hielt Neha Narkhede, Gründerin von Confluent, der Firma hinter Apache Kafka. Kafka dient zur Verarbeitung von großen Mengen von Echtzeitdaten und wird mit zunehmender Bedeutung von Microservices immer häufiger eingesetzt. Anwendungsfälle sind das Internet der Dinge, finanzielle Transaktionen und Handel. Eine neue Entwicklung ist dabei das Streaming von Daten. Dies ist laut Narkhede eine völlig neue Kategorie von Infrastruktur-Software. Neu ist auch KSQL, ein vollständiges SQL für Kafka. Kurz nach der Konferenz erschien Apache Kafka in Version 1.0.

Die zweite Keynote lieferte Reuben Paul, ein elfjähriges Wunderkind, das bereits jetzt als Sicherheitsexperte für das Internet der Dinge gehandelt wird. Wie unsicher das Internet der Dinge zur Zeit ist, demonstrierte Paul an einigen Spielzeugautos, deren Bluetooth-Protokoll keinerlei Sicherheitsmaßnahmen enthält und es somit nach der erfolgreichen Analyse ermöglicht, die Autos beliebig zu manipulieren. Hacking ist wirklich kinderleicht, weil die Produkte so unsicher sind, stellte Paul fest, und er hoffe, dass dies in künftigen Produkten nicht mehr der Fall sein wird. Paul meisterte seinen Vortrag mit einer für sein Alter erstaunlichen Souveränität und ließ sich auch durch kleine Pannen wie einen Bluetooth-Verbindungsabbruch nicht aus der Ruhe bringen. Jim Zemlin bot ihm im Anschluss an, der Linux Foundation bei der weiteren Entwicklung der Software fürs Internet der Dinge beratend zur Seite zu stehen.

Die abschließende Keynote hielt Jono Bacon. Er sprach über »die Kunst der Anreize«. Dabei stellte er Beispiele vor, wie man Leute zur Mitarbeit an Gemeinschaftsprojekten bewegt und bei der Stange hält und was es für Belohnungen geben kann. Er identifizierte vier Hauptprinzipien, die er dann näher erklärte: Akzeptanz, Wechselseitigkeit, Herausbildung von Gewohnheiten und Authentizität. Es sei wichtig, die Beiträge der Mitglieder zur Gemeinschaft effektiv zu messen, Anreize zu geben, die den gemeinsamen Werten entsprechen, und effektiv zu belohnen.

Gespräch mit Brian Proffitt

Bei einem Gespräch mit Brian Proffitt gab der langjährige Linux-Experten gerne einige interessante Dinge über Red Hat preis. Proffitt hat eine ganze Reihe von Büchern geschrieben, die allerdings, wie er selbst zugibt, inzwischen zum Teil veraltet sind. Er schreibt an einem neuen Buch, das im nächsten Jahr erscheinen soll, wenn alles gut geht. Proffitt war auch für eine Reihe von Online-Publikationen aktiv, so könnte er einigen Lesern durch seine mehrjährige Arbeit bei Linux Today bekannt sein. Seit zwei Jahren ist er bei Red Hat, wo er als »Principal Community Analyst for Open Source and Standards« den Kontakt zur Gemeinschaft pflegt und entsprechend auf vielen Konferenzen anzutreffen ist.

Unübersehbar ist der Trend der IT zu Containern. Nimmt Red Hat direkten Einfluss darauf? Nicht direkt, meint Proffitt, jedoch über seine Entwickler, die es für Projekte abstellt, schon. Diesem Prinzip folgen wohl alle Open-Source-Anbieter bei externen Projekten. Trotz allem Getöse ist noch längst nicht jeder Benutzer bereit für Container. Weiter verbreitet sind da sicherlich virtuelle Maschinen. Red Hat unterstützt beide Ansätze.

Red Hat trat als Silber-Sponsor des Open Source Summit auf. Diese Konferenz ist aber nur eine unter vielen, die Red Hat unterstützt. Dazu kommt die große hauseigene Konferenz, der Red Hat Summit in Boston. In diesem Jahr hatte er 6.000 Teilnehmer, wobei auch viele Red Hat-Mitarbeiter dabei waren, da Red Hat auch in Boston eine große Zweigstelle hat.

Auch in Brno hat Red hat ein großes Entwicklungszentrum. Das kommt nicht von ungefähr, ist Brno doch vielleicht die wichtigste tschechische Universitätsstadt, und das zieht andere Firmen, auch beispielsweise SUSE, genauso an. In Brno sponsert Red Hat jedes Jahr die Devconf.cz. Diese Gemeinschaftskonferenz, deren Eintritt frei ist, ist laut Proffitt eine empfehlenswerte Entwicklerkonferenz, die im letzten Jahr sehr erfolgreich war. Die nächste Ausgabe ist im Januar 2018. Aber auch die ebenfalls freie FOSDEM in Brüssel, die jedes Jahr im Februar stattfindet, ist zu empfehlen.

Bei Red Hat gibt es wohl keine Person, die nur damit befasst ist, nach der nächsten umwälzenden Technologie (dem »next big thing«) Ausschau zu halten. Das tut dort einfach jeder, und jeder kann mit neuen Ideen zu seinen Vorgesetzten kommen. Red Hat gibt sich diesbezüglich sehr offen. Wenn Proffitt gerade nicht unterwegs ist, arbeitet er von seinem Zuhause, in der Nähe von Chicago, aus. Rund 25% der über 11.000 Red Hat-Mitarbeiter arbeiten so und können sich ihre Zeit damit frei einteilen.

Seit einige Jahren ist zu beobachten, dass jegliche Innovation von Anfang an Open Source ist. Vor ein paar Jahren begann das mit Big Data, laut Proffitt wohl die erste Technologie, die von Grund auf nur auf Open Source beruhte. Mit anderen aufkommenden Technologien ist es dasselbe, vor allem Container, aber auch beim Internet der Dinge, Blockchain, maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz.

Red Hat verfolgt grundsätzlich die Philosophie, dass jede Software, die das Unternehmen produziert oder zukauft, freigegeben wird. Das kann einige Zeit dauern, wie man am Beispiel oVirt sehen kann. Das Programm war ursprünglich ein Windows-Programm, geschrieben mit .net-Technologien, und nicht unter Linux lauffähig. Red Hat musste daher eine Zeit lang Windows-Systeme unterstützen. Währenddessen wurde oVirt auf Java und Python portiert. Es ist jetzt vollständig frei und läuft nicht mehr unter Windows. Sein Zweck ist ohnehin die Verwaltung von virtuellen Maschinen unter KVM.

Zur Zeit stehen nur noch wenige Programme aus, die noch nicht geöffnet wurden. Durch die Übernahme der Speichersystem-Technologie von Permabit hat Red Hat Software zur Daten-Deduplikation und Kompression erhalten. Die Öffnung dieses Codes ist geplant, braucht aber seine Zeit. Laut Proffitt wird intensiv daran gearbeitet. Auch der von FeedHenry übernommene Code wird noch geöffnet. Es handelt sich dabei um eine Plattform für Unternehmensanwendungen auf Mobilgeräten. In diesem Fall sind seit der Übernahme bereits drei Jahre vergangen.

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