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Do, 12. Dezember 2013, 15:00

Linux-Starthilfe für Live-Systeme

Wenn Installationsmedien für Linux-Distributionen und Live-Systeme nicht starten wollen, liegt dies häufig an Inkompatibilitäten mit der Hardware. In den meisten Fällen helfen die richtigen Boot-Parameter weiter.

Einige Hardware-Hersteller wie Intel behandeln Linux heute mit angemessener Priorität und steuern frühzeitig Code und Treiber zur Kernel-Entwicklung bei. Neue Prozessoren, GPUs und Chipsätze sollen schließlich schnell Unterstützung im Linux-Kernel finden. Völlig problemlos verhalten sich alle PCs und Notebooks in der Praxis dann doch nicht. Gerade auf Microsoft Windows zugeschnittene Notebooks bereiten mit ihren zahlreichen Bios-Ausführungen, abweichenden ACPI-Stromsparfunktionen und Chipsatz-Varianten häufiger Ärger und können Linux-Live-Systeme sowie Installationsmedien von Distributionen nicht einwandfrei starten. Mal bleibt der Bildschirm dunkel, mal geht nach den ersten Boot-Meldungen nichts mehr weiter. Auch die meisten Leseranfragen der LinuxWelt drehen sich um die Frage: Auf einem Notebook bootet ein Live-System nicht – was tun?

Isolinux: Das Live-System von Linux Mint nutzt Isolinux, das mit der Tab-Taste einen Zeileneditor für die Startparameter bietet – hier bereits um »acpi=off« ergänzt

David Wolski

Isolinux: Das Live-System von Linux Mint nutzt Isolinux, das mit der Tab-Taste einen Zeileneditor für die Startparameter bietet – hier bereits um »acpi=off« ergänzt

Erste Hilfe bei Startschwierigkeiten

Auch ein problematisches System mit exotischen Komponenten und mit nicht unterstütztem Bios/UEFI ist nur selten ein hoffnungsloser Fall. Mit Lust am Experimentieren lässt sich bei Startschwierigkeiten von Linux immer noch eine Menge tun: Jedes Linux-System bietet eine ganze Reihe von Boot-Parametern – in der Dokumentation zu Linux-Systemen in Anlehnung an Computerspiele auch oft als »Cheatcodes« bezeichnet. Diese Parameter steuern Eigenschaften des Linux-Kernels zum Boot des Systems und werden als Optionen vom verwendeten Boot-Loader definiert. Grundlegende Standard-Parameter, die jedes Linux-System erwartet, informieren über die root-Partition und den Namen des Kernel-Images. Darüber hinaus gibt es weitere, optionale Angaben, die Leistungseigenschaften und Hardware-Unterstützung beeinflussen. Anwender könnten damit beispielsweise steuern, wie der Kernel mit Hardware-Merkmalen wie Stromsparfunktionen umgehen soll, ob er dem Bios trauen darf und welche Standardtreiber besser ignoriert werden. Mit den richtigen Boot-Parametern startet ein Linux-Live-System auf fast jedem PC und Notebook – von einigen wenigen berüchtigten Ausnahmen abgesehen.

Boot-Parameter angeben und ändern

Der Boot-Loader eines Live-Systems bietet einen Standardeintrag zum Boot eines Systems, der bereits jene Boot-Parameter enthält, die nach der Meinung der Entwickler zum Start des Systems auf unterstützter Hardware unbedingt nötig sind. Gelingt dies nicht, weil vorhandenes Bios oder Hardware-Komponenten damit Schwierigkeiten machen, steht ein ganzes Arsenal weiterer Optionen zur Verfügung. Diese können Sie in manchen Boot-Loadern über vorgefertigte Menüeinträge auswählen oder in jedem Fall manuell über eine Eingabezeile ergänzen. Der Weg zur Eingabezeile unterscheidet sich bei Boot-Loadern minimal: Im verbreiteten Isolinux unterbrechen Sie den meist angezeigten Countdown zum automatischen Start mit Standard-Parametern mit einer beliebigen Taste. Dann markieren Sie mit den Cursortasten einen Boot-Eintrag im Menü und drücken die Tab-Taste. Unten erscheinen nun alle Optionen des Boot-Eintrags aufgeschlüsselt in einem Zeileneditor, wo sie sich ändern lassen. Ein Druck auf Return bootet das System mit den neuen Optionen.

Menü für wichtige Startparameter: Der Isolinux-Boot-Loader von Ubuntu, Open Suse und anderen bietet ein Menü für Boot-Optionen, die Sie mit den F-Tasten aus einer Liste auswählen

David Wolski

Menü für wichtige Startparameter: Der Isolinux-Boot-Loader von Ubuntu, Open Suse und anderen bietet ein Menü für Boot-Optionen, die Sie mit den F-Tasten aus einer Liste auswählen

Die Installationsmedien einiger Distributionen wie Ubuntu und Open Suse präsentieren eine benutzerfreundliche Variante des Isolinux-Menüs, die vorbereitete Boot-Parameter verschiedener Kategorien über die Funktions-Tasten (F-Tasten) bereitstellen, die am unteren Bildschirmrand angezeigt werden. So bietet die Taste F2 bei Ubuntu und Open Suse beispielsweise eine Sprachauswahl, und F6 zeigt eine Liste weiterer Kernel-Parameter. Im Menü von F6 drücken Sie die Esc-Taste, um zum Zeileneditor zu gelangen, In Grub 1 und 2 drücken Sie nach der Markierung eines Boot-Eintrags die E-Taste und bekommen statt des Menüs einen Editor für den jeweiligen Eintrag angezeigt. In Grub ist der Editor immer mehrzeilig, bricht aber überlange Zeilen am Ende um. Die Navigation mit den Cursortasten ist hier etwas komplizierter. Grundsätzlich geben Sie in Grub 1 und 2 wichtige Boot-Parameter nur in jener Zeile an, die mit linux beginnt. In Grub 1 wenden Sie die Parameter danach mit der B-Taste an, in Grub 2 starten Sie das System über F10. Alle Parameter sind mit einem Leerzeichen voneinander abgetrennt und folgen diesem Schema

[Parameter]=[Wert]

oder bestehen auch einfach aus einem einzigen Schlüsselwort. Generell können Sie mehrere Parameter miteinander kombinieren. Ungültige und unbekannte Parameter ignoriert das Linux-System ohne Unterbrechung des Boot-Vorgangs und ohne Anzeige von ausführlichen Fehlermeldungen. Die nachfolgend erklärten Boot-Optionen sind keine vollständige Liste aller möglichen Kernel-Parameter, sondern eine Auswahl der wichtigsten Optionen, um ein Linux-System auch auf widriger Hardware zu starten.

Grub 2: Um einen Boot-Eintrag im Multi-Boot-Menü zu bearbeiten, gehen Sie ins jeweilige Untermenü eines Linux-Systems, wählen den Eintrag aus und drücken die Taste E

David Wolski

Grub 2: Um einen Boot-Eintrag im Multi-Boot-Menü zu bearbeiten, gehen Sie ins jeweilige Untermenü eines Linux-Systems, wählen den Eintrag aus und drücken die Taste E

Grafikprobleme umgehen

Bleibt der Bildschirm nach einem zunächst erfolgreichen Start dunkel, wenn eigentlich die Anmeldemaske oder der Desktop erscheinen sollte, dann liegt dies meist an unverträglicher Grafik-Hardware. Ein aktueller Linux-Kernel erkennt und unterstützt verbreitete Grafikchips, bei besonders neuen oder sehr exotischen Chips müssen die mitgelieferten Treiber aber bisweilen passen. Hier helfen Boot-Optionen, die den Grafiktreiber im Kernel direkt beeinflussen.

xforcevesa: Bei der Angabe dieses Parameters nutzt der Kernel für die Anzeige der grafischen Oberfläche nur den Vesa-Modus. Dieser Modus läuft auf den allermeisten Grafikchips, ohne jedoch deren spezielle Merkmale wie Hardware-Beschleunigung und Fähigkeiten zu nutzen. Die resultierende Auflösung liegt meist unter den eigentlichen Fähigkeiten der Hardware, reicht aber allemal aus, um einen Desktop zu starten.

nomodeset: Aktuelle Linux-Kernel können den Bildschirmmodus auf eigene Faust wechseln und schalten gleich während des Boots vom klassischen Textmodus in einen ansehnlichen grafischen Modus mit höherer Auflösung und oft sogar mit Fortschrittsanzeige. Dies funktioniert nicht bei allen Grafikchips – so haben etwa die meisten Modelle von Nvidia Probleme mit diesem Modus. Mit dem Parameter nomodeset verzichtet der Kernel auf den Wechsel in den Grafikmodus und bleibt bei purem Text. Es ist empfehlenswert, bei Schwierigkeiten mit der Grafik diesen Parameter immer gleich mit xforcevesa zu kombinieren, da meist beide gebraucht werden. Nach der Installation des proprietären Grafiktreibers von Nvidia fallen diese Probleme weg und machen dann auch diese Boot-Parameter wieder überflüssig.

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