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Do, 5. Mai 2011, 15:00

Ubuntu 11.04

Eine kleine Vorstellung von Ubuntu 11.04 »Natty Narwhal«

Nicht Unity-spezifisch ist eine weitere Neuerung in Ubuntu 11.04: GNOME-Programme verwenden nun einen Scrollbalken, der weniger Platz benötigt. Effektiv ist der Scrollbalken nur noch durch eine schmale Linie angedeutet, und erst wenn man den Mauszeiger in dessen Nähe bewegt, wird der eigentliche Scrollbalken eingeblendet, je nach Platz innerhalb oder außerhalb des Fensters. Das spart Platz und funktioniert gut. Aber auch das wird nicht jedermanns Geschmack sein und ist auf großen Bildschirmen eher unnötig. Es sollte daher eine Option geben, die alten Scrollbalken wieder herzustellen. Das wäre schon im Rahmen der Barrierefreiheit notwendig. Es ist geradezu grotesk, dass man sich auf der einen Seite der Barrierefreiheit annimmt und dann gleichzeitig ein neues, für manche Benutzer schwer bedienbares Element einführt, das sich nicht einmal abschalten lässt. Der neue Scrollbalken ist übrigens auf reine GTK+-Programme beschränkt. Einige Programme, die nicht in diese Kategorie fallen, z.B. Firefox und Programme, die mit wxWidgets geschrieben sind, zeigen weiterhin den alten Scrollbalken. Zudem wurden einige Anwendungen per Schwarzer Liste von dem neuen Design ausgeschlossen.

Wenn man eine Anwendung maximiert, blendet sich der Starter aus. Durch Anfahren des linken Bildschirmrandes wird er wieder eingeblendet. Das Verschieben von Fenstern auf eine andere Arbeitsfläche geht über das Fenstermenü wie bei KDE. Die Option »Fenster aktivieren, wenn sich die Maus darüber befindet«, die es im GNOME-Kontrollzentrum gibt, sollte man ausgeschaltet lassen, da sie nicht korrekt mit Unity zusammenarbeitet. So wird, wenn eine Anwendung maximiert ist, immer deren Menü angezeigt, selbst wenn eine andere, nicht maximierte Anwendung aktiv ist. Denn die maximierte Anwendung wird ja aktiv, wenn man mit dem Mauszeiger zur Menüleiste fährt. Das wäre ein weiteres Argument für meinen Vorschlag, das Anwendungsmenü nur bei maximierten Anwendungen im Panel anzuzeigen.

Ein Starter mit vielen Icons

Hans-Joachim Baader

Ein Starter mit vielen Icons

Hat man viele Anwendungen in den Starter eingetragen oder gestartet, werden die Icons schräg gestellt (Ziehharmonika-Effekt). Das ist ein pfiffiger Effekt, aber das Scrollen, das teilweise langsam ist, wird damit nicht ganz vermieden. Alternativen wären kleinere Icons oder die Darstellung in zwei oder mehr Spalten. Kleinere Icons lassen sich über CompizConfig einstellen.

Damit komme ich auch (endlich) zum Thema Konfiguration. Standardmäßig mitgeliefert wird das GNOME-Kontrollzentrum, dessen Punkte unter GNOME Classic auch im Menü System zu finden sind. Viele Aspekte, auch von Unity, sind über CompizConfig änderbar. Ärgerlicherweise ist dieses Programm aber nicht vorinstalliert. Man sollte es daher gleich installieren; es verbirgt sich im Software-Center hinter »Einstellungen für erweiterte Arbeitsoberflächeneffekte« (ccsm). Damit lassen sich einige, aber noch nicht alle Aspekte von Unity anpassen. Beispielsweise muss man den Starter auf der linken Bildschirmseite belassen, alles andere funktioniert nicht.

Im Artikel von Michael Kofler wurden eine Reihe von Dingen an Unity kritisiert. Die genannte »übertriebene Platzoptimierung« kann ich durchaus nachvollziehen; auch ich kann mich nicht damit abfinden, dass das Menü von Anwendungen im globalen Panel erscheint. Wie schon geschrieben, würde ich das Menü nur bei den maximierten Anwendungen ins Panel setzen, und das genaue Verhalten sollte über Optionen fein einstellbar sein.

Das »Zielgruppenproblem« sehe ich weniger. Ubuntu richtet sich, auch nach den jüngsten Äußerungen von Marketing Manager Gerry Carr, immer noch überwiegend an Umsteigewillige aus dem Windows-Lager. Damit ist die Aussage von Herrn Kofler entkräftet. Natürlich nutzen auch viele andere Anwender Ubuntu, wie Herr Kofler bestätigt; das eine schließt das andere nicht aus, zumal es für die meisten Benutzer keinen Grund gibt, von Ubuntu weg zu wechseln.

Werfen wir einen Blick auf die konkret aufgeführten Kritikpunkte von Michael Kofler:

Das Unity-Dock befindet sich am linken Bildschirmrand. Wer das Dock lieber rechts, unten oder oben hätte - Pech gehabt.
Korrekt, aber zumindest ist derzeit eine Konfigurationsmöglichkeit vorgesehen, nur funktioniert sie nicht.
Die Größe der Icons ist fix vorgegeben (kann mit CCSM verändert werden).
Da sie geändert werden kann, existiert das Problem gar nicht.
Fenster sind von Schatten umgeben. Das sieht gut aus - es sei denn, man will Screenshots erstellen. Früher ließ sich der Schatten mit dem CCSM einstellen - jetzt nicht mehr (siehe Launchpad). (Abhilfe: Erstellen Sie Ihre Screenshots mit Shutter!)
Der Schatten lässt sich sehr wohl einstellen. Leider fehlt ein einfacher Ein/Aus-Schalter. Mit den vorhandenen Einstellungen kann man aber den Schatten unsichtbar machen.
Im Launcher (also im Startmenü) befinden sich außer dem Suchmenü gerade einmal acht Icons (auch wenn der Bildschirm 1920*1600 Pixel groß ist). Die Icons sind fix vorkonfiguriert. Die Folge: Ich arbeite mittlerweile vollkommen ohne Startmenü. Häufig benötigte Programme sind im Dock, den Rest starte ich mit Alt+F2.
Bis auf die Anwendungs- und Ordnerauswahl und den Mülleimer lassen sich alle Icons austauschen.
Unter Unity gibt es ein Zentralmenü im Panel (nicht mehr in der Leiste des jeweiligen Fensters). Auf kleinen Bildschirmen spart das Platz, auf großen Bildschirmen macht es die Bedienung des Menüs aber extrem umständlich. Auch hier keine Wahlmöglichkeit.
Sehe ich genauso, wie oben schon erläutert.
Der Arbeitsflächenumschalter ist fixer Bestandteil des Docks - ganz egal, ob Sie Arbeitsflächen verwenden möchten oder nicht. (Und gerade Einsteiger, für die Unity ja anscheinend konzipiert wurde, werden Arbeitsflächen anfänglich wohl eher nicht brauchen.)
Das ist zum einen Ansichtssache; Ubuntu ist der Ansicht, dass seine Zielgruppe - die Windows-Umsteiger - mehrere Arbeitsflächen verwenden möchten. Außerdem verschwindet der Arbeitsflächen-Umschalter nach einem Neustart, wenn man über die Compiz-Einstellungen die virtuelle Größe des Desktops auf 1 x 1 gesetzt hat.

Den Kritikpunkten von Herrn Kofler kann ich mich insgesamt anschließen. Allerdings hat er eine Betaversion getestet, und in der offiziellen Version wurden offensichtlich eine Menge Probleme behoben, so dass aus obiger Liste nicht mehr viel übrig bleibt. Mein vorläufiges Fazit lautet: Unity enthält gute Ideen und ist keinesfalls unbenutzbar - auch auf großen Bildschirmen nicht. Mit mehr Optionen wäre es aber wesentlich besser. Die Schlussfolgerung ist für mich aber eine andere als für Herrn Kofler. Wer Verbesserungen in Unity sehen will, sollte darauf drängen, dass sie auch passieren, selbst Patches schreiben oder das Projekt forken. Fürs Erste kann man, wenn man von Unity genervt ist, auf GNOME Classic umschalten. In der nächsten Ubuntu-Version sollte man Unity aber auf jeden Fall eine erneute Chance geben.

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