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Do, 26. Juni 2014, 15:00

Red Hat Enterprise Linux 7

Serversystem

Der wohl gängigste Einsatzzweck der Distribution wird der Server sein – sei es wegen des langen Supportzeitraumes oder des Fokus auf Stabilität. Fast alle Server, die RHEL 7 mit sich bringt, sind entweder vorkonfiguriert oder werden mit einer prinzipiell funktionsfähigen Installation geliefert.

Mit der Veröffentlichung von RHEL 7 kehrt auch Red Hat offiziell MySQL den Rücken und nimmt MariaDB 5.5.35 in die Distribution auf. Zudem kommt die Distribution mit PostgreSQL 9.2.7 und dem Apache HTTP Server 2.4.6. Für eine Windows-Anbindung des Systems sorgt Samba in der Version 4.1.1. Die neue Samba-Version kann unter anderem als Domänen-Controller und Active Directory-Server fungieren. Sie enthält dazu einen LDAP-Server, ein Kerberos Key Distribution Center (KDC) und die Möglichkeit, sich wie in Samba 3 über CIFS anzumelden.

Faktisch gesehen, spielt es keine Rolle mehr, welche Art der Server der Kunde wünscht – das neue Produkt von Red Hat wird diesen Wunsch mit großer Wahrscheinlichkeit erfüllen können. Was das bedeutet, hat Red Hats Produktverantwortlicher Paul Cormier bei der Vorstellung der neuen Distribution klar gemacht: RHEL 7 will auf alle Plattformen kommen. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich dabei um einen Standardserver, eine virtuelle Maschine, OpenStack-basierende Infrastructure-as-a-Service (IaaS) oder Platform-as-a-Service (PaaS) handelt – Red Hat hat den Anspruch, mit dem neuesten Produkt all diese Szenarien abdecken zu können.

So bietet das neue Produkt vor allem in den neu ankommenden Feldern zahlreiche Verbesserungen. Die Virtualisierungsfunktionen wurden gegenüber der letzten Version stark ausgebaut. Neben KVM unterstützt die Distribution auch Xen und Hyper-V. So kann RHEL 7 beispielsweise als virtuelle Maschine der zweiten Generation auf dem Microsoft Hyper-V Server 2012 R2 Host verwendet werden. Zusätzlich zu den in der vorherigen Version unterstützten Funktionen bietet Generation 2 neue Funktionen auf einer virtuellen Maschine, zum Beispiel sicheres Booten, booten von einer SCSI virtuellen Festplatte oder UEFI-Firmware-Unterstützung.

Mit der Integration der Docker-Technologie stellt Red Hat in der neuen Version der Distribution eine einfache Möglichkeit zur Erstellung, Auslieferung, Portabilität und Isolation von Anwendungen in physischen, virtuellen und Cloud- sowie in Entwicklungs-, Test- und Produktionsumgebungen vor. Die eingesetzte Version trägt die Versionsnummer 0.11.

Ein weiterer Schwerpunkt der Entwicklung des Systems lag laut Aussage des Unternehmens auf der Verbesserung der Clustering-Möglichkeiten. So wurde rgmanager durch Pacemaker ersetzt, was gleich mehrere Vorteile mit sich bringt. Das Pacemaker Configuration System, oder kurz pcs, hat gleich mehrere Tools verdrängt (ccs, ricci, luci) und dient als einheitliches Werkzeug zur Cluster-Konfiguration und -Verwaltung. Zudem haben die Entwickler den Lastverteiler Piranha durch keepalived und HAProxy ersetzt. Das Lastverteilungs-Framework basiert auf einem Linux Virtual Server Kernel-Modul, das Layer 4 Netzwerklastverteilung bereitstellt. Der keepalived Daemon implementiert dagegen eine Reihe von Prüfungen für lastverteilte Server-Gruppen abhängig von deren Status. HAProxy ist einen Netzwerklastverteiler für TCP- und HTTP-basierte Anwendungen. Er ist insbesondere geeignet für Webseiten mit sehr hoher Auslastung.

Für die Sicherheit des Servers sorgt neben zahlreichen Authentifizierungs- und Interoperabilitätmechanismen auch der Einsatz von SELinux. So wird jedem Anwender anhand der SELinux-Richtlinie ein SELinux-Benutzer zugewiesen. Dadurch können Linux-Benutzer die Einschränkungen erben, die auf SELinux-Benutzer angewendet werden. Standardmäßig wird jeder Benutzer dem SELinux-Benutzer »unconfined_u« zugeordnet. Zudem wurden die nss-Pakete auf die Version 3.15.2 aktualisiert. Signaturen der Message-Digest Algorithmen 2 (MD2), MD4 und MD5 werden für Online Certificate Statusprotokoll (OCSP) oder Zertifikatsperrlisten (Certificate Revocation Lists oder kurz CRLs) nicht mehr akzeptiert.

Fazit

Mit Red Hat Enterprise Linux 7 liefert der Hersteller eine grundsolide Distribution aus, die aber bei weiten nicht die funktionelle Vielfalt der Gemeinschafts-Distribution Fedora aufweist. Dafür sind die in der Distribution enthaltenen Programme schier unzerstörbar und die zum Einsatz kommenden Konzepte stimmig.

Das Unternehmen will laut eigener Aussage ein Produkt ausliefern, das Unternehmenskunden ermöglicht, Linux professionell zu nutzen. Diesen Anspruch wird Red Hat auch gerecht. Zu keinem Zeitpunkt unseres Tests verhielt sich die Distribution irgendwie »falsch« oder bereitete gar größere Probleme. Alle von uns getesteten Anwendungen waren entweder bereits vorkonfiguriert oder konnten mit nur geringen Anpassungen gestartet werden. Auch hier gab es keine Beanstandungen.

Abschließend bleibt deshalb zu sagen: Die letzte Iteration des Systems bringt nicht nur ein solides System mit sich, sondern erweitert das umrissene Anwendungsszenario massiv. Förmlich an jeder Ecke merkt der Anwender die Intention des Herstellers: Ein schnörkelloses Server-System für Server oder Data-Center, das sich jedem erdenklichen Einsatz fügt und mit einem langen Supportzyklus aufwartet. Dass dabei nur wenig Platz für den Heimanwender bleibt, versteht sich von selbst. Für ihn bietet das Unternehmen andere Produkte an - sei es die Gemeinschafts-Distribution Fedora oder die Unternehmens-Version CentOS. RHEL 7 bleibt dagegen der zugeschriebenen Rolle einer grundsoliden, universal einsetzbaren und flexiblen Unternehmens-Distribution treu.

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