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Do, 6. Juni 2019, 15:00

Fedora 30

Multimedia im Browser und auf dem Desktop

Wegen der Softwarepatente in den USA kann Fedora, ebenso wie die meisten anderen Distributionen, nur wenige Medienformate abspielen, da es viele benötigte Codecs nicht mitliefern kann. MP3, Ogg und FLAC sind problemlos, doch viele andere patentbehaftete Formate sind weiter nur über externe Quellen zu beziehen. Am einfachsten geht das mit der Webseite RPM Fusion. Sie bietet zusätzliche Repositorien, die man leicht hinzufügen kann. Die Installation sollte prinzipiell mit Firefox funktionieren. Während sie unter Gnome tatsächlich reibungslos klappte, versagte KDE wie bereits beim letzten Mal. Bei der Installation lieferte Plasma Discover eine Meldung, dass der PGP-Schlüssel nicht verifiziert werden konnte. Sonst nichts. Die einzige gefundene Abhilfe war, die RPM-Dateien herunterzuladen und manuell zu installieren.

Das Multimediasystem GStreamer hat keine nennenswerten Veränderungen erfahren. Nach wie vor sind die Version 1.14 und die alte Version 0.10 verfügbar. Installiert wird standardmäßig nur Version 1.14. Die meisten Player bieten bekanntlich die Option an, über die Paketverwaltung nach passenden Plugins zu suchen. Der einzige Mangel ist, dass man meist die Anwendung neu starten muss, nachdem ein Plugin installiert wurde. Wer sich auskennt, kann auch alle benötigten Codec-Pakete von Hand installieren. Sie sind sämtlich in Form von GStreamer-Plugins von RPM Fusion zu beziehen. Da dieses Mal bereits die Codec-Sammlungen »plugins-bad-free« und »plugins-ugly-free« vorinstalliert sind, benötigt man meist nur »plugins-ugly« und vor allem das LibAV-Plugin (gstreamer1-libav).

Youtube in Firefox

Hans-Joachim Baader

Youtube in Firefox

Die Standard-Player für Audio und Video sind unter Gnome Rhythmbox und »Videos«, früher »Totem« genannt. Unter KDE sind es dieses Mal wie zuvor JuK und Dragonplayer. Auf der Gnome-Seite fiel auf, dass sämtliche Videos, ja sogar Audio, ruckelten, sowohl unter Wayland als auch unter X11. Der Grund dafür ist noch unbekannt, es liegt weder am verfügbaren Hauptspeicher noch an der Version der Software, da es in Fedora 29 ebenso auftrat. Möglicherweise ist die virtuelle Maschine bzw. Qemu das Problem.

Klickt man unter KDE auf eine Audio-Datei, erscheint lediglich der Dialog zum Suchen einer passenden Anwendung, da die Entwickler offensichtlich vergessen haben, ein Standardprogramm für Audio festzulegen. JuK ist in der Lage, die getesteten Audio-Dateien abzuspielen, aber natürlich kann sich jeder Benutzer für einen der zahlreichen anderen erhältlichen Audioplayer entscheiden. Dragonplayer konnte alle getesteten Videos abspielen. Das macht aus Dragonplayer aber noch lange keinen guten Player, so ist er beispielsweise nicht in der Lage, das Video auf die Bildschirmgröße zu skalieren. Es ist wie immer ratsam, stattdessen bewährte Programme wie (S)MPlayer, VLC oder Xine zu installieren, die auch viel mehr Funktionalität aufweisen. Auch wenn diese noch einige hundert Megabyte an zusätzlichen Paketen nachinstallieren, ist das keinesfalls ein Schaden.

Das Thema Flash kann man mittlerweile ganz entspannt sehen. Die meisten Web-Videos sind in anderen Formaten kodiert und lassen sich problemlos ansehen. Neuentwicklungen mit Flash sind verpönt, und die Zahl der Webseiten, die Flash einsetzen, sinkt. Das heißt aber natürlich nicht, dass alle Flash-Videos jetzt einfach so verschwinden. Es wird sicher noch viele Jahre lang Flash-Videos im Web geben.

Während die proprietären Webbrowser meist einen eingebauten Flash-Player mitbringen, liefert Fedora die freien Webbrowser ohne Flash-Plugin aus. Da aber zum Beispiel Firefox über GStreamer alles abspielen kann, wofür Plugins installiert sind, also auch Flash, ist es auch meist nicht nötig. Wenn eine Webseite explizit das Adobe-Flash-Plugin benötigt, kann man immer noch das NPAPI-Plugin von der Adobe-Seite herunterladen.

Fazit

Fedora 30 ist eigentlich wie immer, soweit es die Desktop-Ausgabe betrifft. Alles wurde weiterentwickelt und weitestgehend in der neuesten Version integriert, so dass die Benutzer ein aktuelles, stabiles und durchaus ansprechendes System vorfinden. Größere Änderungen vom bisherigen Schema findet man eher in Fedora Silverblue oder in CoreOS, die vielleicht einmal in einem separaten Artikel betrachtet werden können.

Fedora bleibt der Vorreiter - und nahezu einziger Anwender - von Wayland. Unter Gnome funktioniert Wayland schon problemlos. Die beiden hauptsächlichen Vorteile von Wayland im Vergleich zu X11 - höhere Geschwindigkeit beim Compositing und höhere Sicherheit durch bessere Isolation der Anwendungen gegeneinander - werden vielleicht nicht von jedem benötigt, so dass X11 noch lange seine Existenzberechtigung behält. Doch klar ist, dass der größte Teil der Entwicklung jetzt schon und auch künftig in Wayland einfließt.

Insgesamt bleibt es natürlich weitgehend dabei: Fedora ist gut für alle, die einen aktuellen Stand der Open-Source-Technologien einsetzen wollen, beispielsweise die Entwickler, die die Technologien voranbringen wollen. Auch Administratoren, die eine Vorschau auf aktuelle Entwicklungen für Red Hat Enterprise Linux erkunden wollen oder die Verteilung von aktuellen Systemständen automatisiert haben, sind mit Fedora gut bedient. Alle anderen sollten abwägen, ob Fedora zuviel Instabilität einführt. Denn Stabilität bedeutet nicht nur, dass die Software einwandfrei funktioniert, sondern auch, dass sie nicht dauernd Versionswechsel macht, die neue Konfigurationsformate, eine andere Oberfläche oder andere einschneidende Änderungen mitbringen.

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