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Do, 3. Januar 2019, 15:00

Linux-Notebooks InfinityBook Pro 14 v3 und Librem 15 v3

Ein Alleinstellungsmerkmal bei Purism-Geräten sind die Kill-Switches. Mit diesen Hardware-Schaltern lassen sich Komponenten wie WLAN und Bluetooth sowie Kamera samt Mikrofon schnell abschalten.

Dem hauseigenen Betriebssystem PureOs ist ein höherer Stellenwert einzuräumen als bei anderen Linux-Notebooks. Zwar ist auch Tuxedo Budgie an die Hardware angepasst, aber fügt sich nicht so sehr in das Gesamtkonzept des Herstellers ein wie das beim von der Free Software Foundation empfohlenen PureOS der Fall ist. Das Betriebssystem basiert auf Debian, bietet aber standardmäßig nur freie Firmware und freie Gerätetreiber an.

Die Paketauswahl aus den vorgeschalteten eigenen Repositories landing und green beschränkt sich auf Pakete aus dem Main-Zweig von Debian-Testing, wobei einige Pakete modifiziert werden, um Verweise auf unfreie Software zu entfernen. Als Browser kommt ein modifizierter Firefox ESR zum Einsatz, der als Suchmaschine DuckDuckGo eingestellt hat und einige Erweiterungen mitbringt, die die Privatsphäre schützen. Zudem sind die Encrypted Media Extensions (EME) in den Einstellungen deaktiviert.

Gnome-Desktop des Librem 15 v3

Ferdinand Thommes

Gnome-Desktop des Librem 15 v3

Neben den mit Gnome 3.28 ausgelieferten Anwendungen installiert Purism nicht viel Software vor. Neben dem Browser kommen LibreOffice, Kodi und
Thunderbird auf die Platte. Das Terminal wird von Tilix emuliert. PureOS arbeitet wie man das von Debian-Systemen gewohnt ist. Wenn unfreie Software benötigt wird, muss ein Debian-Repository mit den Zweigen contrib und nonfree eingetragen werden. Natürlich steht es dem Anwender frei, eine andere Distribution zu installieren, er gibt damit aber einen Teil des von Purism gelieferten Freiheitsanspruchs auf.

Das System läuft standardmäßig in einer Wayland-Sitzung, X steht im Anmeldemanager alternativ zur Verfügung. Der Kernel von PureOS erhält regelmäßig Sicherheitspatches und hat AppArmor von Haus aus aktiviert. Ein Artikel im Purism-Blog geht näher auf die Unterscheide von PureOS und Debian sowie die Pläne für die Zukunft ein.

Wenn der Sicherheitsbedarf des Kunden die Fähigkeiten von PureOS übersteigt, bietet sich das von Purism empfohlene Qubes OS 4 als Alternative an. Das Librem 15v3 kommt dank IOMMU-Unterstützung mit dem als Hardware-Zicke bekannten Betriebssystem klar und unterstützt es in allen seinen Funktionen.

Fazit

Der Artikel ist als Gegenüberstellung zu sehen und nicht als Vergleich, denn vergleichen kann man die beiden Linux-Notebooks schon vom Preis her nicht wirklich. Das Librem 15v3 kostet immerhin fast doppelt so viel wie das Tuxedo InfinityBook Pro 14. Die Frage ist, ob der Mehraufwand beim Librem 15v3 den Aufpreis lohnt.

Das Tuxedo-Notebook ist schlank und leicht, sieht gut aus und hat genug Power für alle ihm aufgebürdeten Aufgaben. Die Software ist gut an die Hardware angepasst. Auch auf dem InfinityBook besteht natürlich freie Distributionswahl, auch wenn dabei die Unterstützung und die Anpassungen von Tuxedo Budgie verloren gehen.

Das sollte aber bei der gutmütigen Hardware kein Problem darstellen. Ich habe außer den empfohlenen Betriebssystemen auch Fedora, Siduction und Parrot OS darauf installiert, ohne auf irgendwelche Probleme zu stoßen. Wenn ich nicht eingefleischter Thinkpad-Fan wäre, käme das InfinityBook Pro von Tuxedo in die engere Wahl, wenn ein Neukauf ansteht.

Das Gleiche könnte ich vom Librem 15v3 sagen, wenn da nicht der Preis wäre. Ich schätze für mich persönlich den Wert der erhöhten Sicherheit und dem Schutz der Privatsphäre nicht hoch genug ein, um den Aufpreis zu zahlen, auch wenn ich das Konzept als solches voll unterstützen kann. Das sehen andere Anwender mit anderen Sicherheitsansprüchen vermutlich anders. Der zusätzliche Aufwand, den Purism in Sachen Entwicklung zu mehr Sicherheit betreibt, ist enorm und muss auf jeden Fall bezahlt werden.

Wenn man unbedingt vergleichen möchte, dann hat das InfinityBook die aktuellere Hardware, das Purism dagegen das ausgeklügeltere Konzept zu möglichst viel Freiheit und Sicherheit.

Für Menschen mit höheren Anforderungen in diesem Bereich ist das Librem 15v3 eine sehr gute Wahl. Es ist ein Notebook, das trotz möglichst viel Freiheit und Schutz auf im Vergleich mit anderen von der FSF empfohlenen Notebooks aktuelle Hardware setzt.

Kritikwürdig ist bei beiden Firmen der Support. Hier müssen beide an ihrem Konzept arbeiten. Bei Tuxedo Computers habe ich selbst einen chaotischen Support erlebt, habe das aber auch von mehreren Kollegen bestätigt bekommen.

Pro-Linux
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