Login
Newsletter
Werbung

Do, 5. Dezember 2019, 14:04

Gemeinschaft::Organisationen

Wielaard: Öffentliche Diskussion über GNU

Das GNU-Projekt will sich neu definieren, nachdem Richard Stallman zwar formal immer noch Projektleiter von GNU ist, in der Praxis aber immer weiter an Einfluss verliert. Ein Blog-Beitrag zeigt auf, welche Fragen das Projekt in der nächsten Zeit klären muss.

Victor Siame

Nach dem erzwungenen Rücktritt von Richard Stallman als Präsident der Free Software Foundation (FSF), die er zusammen mit dem GNU-Projekt 1983 gegründet hatte, organisiert sich die FSF neu. Auch wenn Stallman daran festhält, GNU-Projektleiter zu bleiben, wird es nun notwendig, das Verhältnis von GNU und FSF neu zu definieren. Darüber hinaus wird auch die Leitung des Projekts diskutiert, da Stallman offenbar immer mehr an Einfluss verliert. Ein klares Beispiel dafür ist die Entfernung eines Scherzes aus dem glibc-Handbuch gegen den ausdrücklichen Willen Stallmans. Vor eineinhalb Jahren hatte er diese Maßnahme noch erfolgreich verhindern können.

Carlos O'Donell hatte bereits im Oktober angekündigt, dass die GNU-Mitarbeiter über die Zukunft von GNU diskutieren sollten, und dafür die moderierte, aber öffentliche Mailingliste gnu-misc-discuss vorgeschlagen. In der bisherigen Diskussion, an der Stallman nicht beteiligt war, wurden zwar noch keine Entscheidungen gefällt, aber viele Punkte aufgeführt, die überdacht werden müssen. Nun hat Mark J. Wielaard in seinem Blog zusammengefasst, welche Themen und offenen Fragen es gibt. Da GNU ein Projekt der FSF ist, hat die FSF im Prinzip das Sagen und verwaltet für GNU die technische Infrastruktur und Copyrights. Ferner kümmert sich die FSF um die öffentlichen Informationen über GNU und die freiwilligen Mitarbeiter des Projekts. Auf Wunsch der FSF soll das Verhältnis von FSF und GNU neu definiert werden.

GNU-Entwickler werden von der FSF ernannt und sollen damit eine Reihe von Vorgaben wie Coding-Standards einhalten, die wohldokumentiert sind. Nicht dokumentiert ist allerdings, wie strikt sich die Entwickler an die Vorgaben halten sollen, hier haben die Entwickler momentan viele Freiheiten. Dadurch müssen aber alle Projektverantwortlichen viele Aspekte der Projektleitung für sich selbst neu erfinden. Viel Aufwand könnte gespart werden, wenn die existierenden Prozesse dokumentiert würden.

Definiert werden muss auch, wer als GNU-Projektmitglied gilt. Bisher betrachtet die FSF nur Entwickler als Mitglieder von GNU-Projekten. Die Frage ist, ob auch anderweitig mitarbeitende Personen als Mitglieder angesehen und an Entscheidungen beteiligt werden sollen. Eine weitere Frage ist die Unterscheidung zwischen GNU- und FSF-Philosophie. Viele Themen sind derzeit doppelt auf den Webseiten vorhanden, einmal bei GNU und einmal bei der FSF. Die Zuständigkeiten sollten hier geklärt werden und duplizierte und veraltete Inhalte entfernt werden.

Die FSF verwaltet zahlreiche Ressourcen für die GNU-Projekte. Ihre technische Infrastruktur ist jedoch begrenzt, so dass einige GNU-Projekte eigene Infrastruktur pflegen müssen. Hier wollen die Entwickler geklärt sehen, wie dies verbessert werden kann. Ein weiterer Punkt sind fehlende Dokumente über die Ziele und Vorgehensweise von GNU. Eine Option wäre ein Gesellschaftsvertrag, der nach dem Debian-Gesellschaftsvertrag gestaltet sein könnte.

Werbung
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung